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Internationale FIAT Topolino Treffen
20.06-22.06.2025 

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Auf nach Osten

Das Internationale FIAT Topolino Treffen in St. Gallen

 

Testo: Il Commentatore Andrea

 

Es gibt etwas, unter viel anderem, das ich nicht leiden mag: Stau. Egal wo, egal wie, egal wann. So kam es am fast längsten Tag des Jahres, dass ich mich kurzerhand entschied, alleine in die Textilmetropole zu reisen. Adolf und den Präsidenten liess ich im Stich, die wollten nämlich erst deutlich nach Sonnenaufgang losfahren. Ich nicht! So kam es, dass mir die aufgehende Sonne an jenem Junimorgen tief, flach und direkt ins Gesicht blendete. Die Strassen leer, erst einige Foodtrucks und Frühaufsteher, oder Spätheimkehrer, oder Ver(w)irrte – die gibt es zusehends mehr.

 

Ein Glücksgefühl auf dem Sattel, umgeben von den Hochmooren, um die die Schweiz in den 70-er Jahren fast einen Bürgerkrieg führte. Damals hiessen sie noch «Umweltschützer», heute sind es Linke. Die Bauern sind Bauern geblieben, zuweilen dem rechten Spektrum zugewiesen. Lassen wir das. Ich bin mit meinem FIAT 500 unterwegs, er bewegt sich mit Benzin fort, einem Naturprodukt übrigens. Falls das noch niemand bemerkt hat; Erdöl, aus abgestorbener Biomasse entstanden. Habt ihr das verstanden, ihr Grünen, ihr Ideologen?!

 

Entlang des oberen Zürichsees gab es zusehends Leben auf der Strasse. Ihr Zustand war miserabel. Baustellen, Rotlichter, Löcher, Senkungen – ob das meine Achsschenkel wohl aushalten würden! Sie taten es prima. Ich wählte die Hügelstrasse via St. Peterzell. «Upside down» trällerte Diana Ross einst in den Discos. Davon verspürte ich lediglich im unablässigen Schalten der Gänge – up and down. Ich genoss die Fahrt, mein Tops meisterte die voralpine Strecke meisterhaft und souverän. «Der frühe Vogel fängt den Wurm» - um neune traf ich bereits zielgerade im ONE66 ein. Ohne Navi. Non stop. Ein herrliches Wiedersehen mit der Szene aus nah und fern.

 

Nein, ein Protokoll zum Ablauf der nun folgenden drei Tage verfasse ich nicht, das taten bereits andere. Vermutlich ebenso genussreich wie ich, aber einfach anders.

 

Mit Bussen ging es in die Innenstadt. Die 500er blieben im Hotel, das war gut, sehr gut sogar. Während einige sichtlich Mühe mit der Sommerwärme hatten, oder glaubten, es zu haben, gab ich mich der doch ausserordentlichen Wetterlage inbrünstig hin; normalerweise regnet es in St. Gallen doch noch häufiger als bei uns in Luzern. Der Imbiss auf dem roten Teppich (er war doch rot, oder ….?) wurde mit der Zeit umfangreicher und üppiger. Gut gemeistert, wertes OK. Der Höhepunkt galt der Stadtführung. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen unseres Tourguide, doch er war einmalig; nicht nur seines Wissens, sondern vor allem seines Charismas wegen. Mein letzter Besuch der Bischofsstadt reicht in meine Gymizeit zurück anlässlich einer Schulreise. Tempi passati.

 

Das Abendessen im «Kohldampf» bodigte den Kohldampf sprichwörtlich; auf dem Teller, im Glas, im Ambiente. Hemdsärmlig, im Dunste des Hochsommers und des nicht enden wollenden Tages. Der mitternächtliche Schlummerbecher im ONE66 entpuppte sich mehr oder weniger als one-man-show; kaum jemand mehr war zugegen, Ziel aller war einzig die Horizontale. So nippte oder schlürfte oder kippte ich mein Bierchen eben mit den Mücken und Nachtfaltern, die ums Hotel flatterten.

 

Der Folgetag hatte es in sich: Der ganze Tross verschob über unendlich viele Hügel, Täler, Schluchten, durch Dörfer und Weiler ……. von der Landschaft bekam ich nicht allzu viel mit, sosehr war ich mit Schalten, Zwischengas und Bremsen beschäftigt. Bis man dann die Rheinebene erreichte. Das dortige Fliegermuseum bot uns, nebst einzigartigen Exponaten aus der Aviatik, den wahrlich echten Kartoffelsalat à la Altenrhein: rustikal, würzig-knackig im Biss, mit einer Restnote nach Kartoffelrinde. Alles klar, meine Freunde, ich liebe Authentisches und Lokales einer jeden Gegend und eines jeden Landes.

 

Die Rückfahrt via Lungolago Bodensee erschien mir wie eine Ewigkeit. Die Landschaft lieblich, voller Apfel- und Getreidekulturen. Mal verfuhr man sich, fand sich wieder; ereiferte sich, wenn der eine nicht Halt machte, wenn der Hintere die Abzweigung verfehlte. Ist halb so schlimm. Ich war jedenfalls frohlockend, als das Reklameschild ONE66 auftauchte. Und nun ab in die Tiefgarage, ins Mauseloch mit unseren Lieblingen.

 

Die Fahrt mit dem Pullman nach Degersheim zeigte sich überaus erholend. Wie habe ich mich doch köstlich amüsiert in diesem unglaublichen, bizarren, surrealen Museum. Ich ziehe den Hut vor dem Betreiber der «Dreamfactory». Da flirtete ich mit Marylin Monroe, duellierte mich mit so einem daher gelaufenen Sheriff aus Arizona, stellte mich den Fäusten Bud Spencers, vermisste Terence Hill mit seinen Rülpsorgien, gab ein Riff mit Freddie Mercury, grüsste ergeben und achtungsvoll Silvester Stallone.

 

Getafelt wurde bis zum Umfallen. Und erst noch hervorragend. Spektakuläre Show- und Zaubereinlagen begleiteten das lukullische Zeremoniell. Gut gemacht, all ihr Beteiligten.

 

Der Schlummerbecher nach Mitternacht …. na ja, erneut ein Rohrkrepierer. Wenn nur noch einige gekommen wären, auch im Pyjama, oder besser noch im Négligé, wäre mir Wurst oder eben recht gewesen. Jungs, da scheint man älter geworden zu sein; niemand haut mehr auf die Pauke; wo bleiben die Hardyscheibendispute? Die Besserwisser der Vergaserfraktion? Die Pneufetischisten? Die Auspuffexperten? Die Originalitätsbeflissenen? Die Lackbesessenen? Sie sind nicht mehr da, sie fehlten. Traurig ging auch ich zu Bette. Buona notte.

 

Der letzte Tag bricht an; die Nacht war kurz. Meine Stauphobie plagte mich; nur kein Stau bei der Rückfahrt in die Innerschweiz. So kam es, dass ich kurz nach dem Morgenessen die Kompassnadel auf SW stellte. Denjenigen, die bereits aufrechten Ganges zu Kaffee und Gipfeli kamen, tschüss sagte, ciao amico, arrividerci, era grandioso, was nice to meet you again. A presto.

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VIVA  LA  FIAT  –  VIVA  LA  TOPOLINO

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